Die Weihnachtspause

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Eine Reihe von desaströsen Niederlagen später geht es auf Weihnachten zu und die Vorrunde biegt auf die Zielgerade ein.

Erstveröffentlichung am 17.12.2018 auf mytischtennis.de.

Zuletzt konnten die „Regenwürmer“ der SG Eintracht Regenbach/Wurmtal nur selten (genauer gesagt eigentlich nie) vollzählig antreten und die Ersatzspieler*innen konnten nicht unbedingt das bieten, was Mannschaftsführer Eberhard sich versprochen hatte. Doch ohne Ersatzspieler ging es nun einmal nicht, da beispielsweise Spitzenspieler Basti den kompletten November in einem – leider stark verkürzten – Rucksack-Urlaub in der Mongolei, in Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan und auf den Wasweißichdennwo-Inseln verbrachte. Zwar hatte er Eberhard seine Abwesenheit bereits Mitte Oktober mit den Worten „In der Zeit sind doch vermutlich höchstens ein bis zwei Spiele“ mitgeteilt. Doch als das Team dann tatsächlich vier Mal ohne ihren Spitzenmann antreten musste, war nicht nur der Mannschaftsführer wenig amüsiert. Die viel größere Frage ist jedoch: Wie hat Bastis Start-Up eigentlich diese Zeit ohne ihn überlebt?

♦ Mit Kind und Kegel zur Weihnachtsfeier ♦

Und zunächst einmal steht ja auch noch die Weihnachtsfeier an, auf der es traditionell eher selten um Tabellenplätze und Punktestände, sondern mehr um Glühwein und Plätzchen geht. Tatsächlich ist die Weihnachtsfeier bei der Tischtennisabteilung der Eintracht eine äußerst digitale Angelegenheit: Entweder es steppt der Bär oder es ist eine absolut traurige Angelegenheit. Vergangenes Jahr hatten sich ganze vier Personen dazu eingefunden, da parallel die Fußballer ihrerseits eine Weihnachtssause veranstalteten, mit Tombola und Freibier und Pipapo und das will im Ort nun wirklich keiner verpassen. Da saßen sie dann, Eberhard, Rüdiger und sein Inge sowie der Wirt vom Vereinsheim – ach, reden wir nicht mehr drüber! Hat man diese Terminschwierigkeiten jedoch überwunden, ist die Feier der „Regenwürmer“ allerdings legendär. Es erscheinen alle möglichen aktuellen, ehemaligen und zukünftige Abteilungsmitglieder, mit und ohne Anhang, mit Kind und Kegel, Omas und Tanten – und noch viele andere Personen, die wirklich niemand kennt.

Höhepunkt dieses peinlichen Auftretens der „Dritten“ war dann das vermeintliche Schlagerspiel um den Abstiegsplatz, bei dem Eberhard von seiner Stammmannschaft außer sich selbst gerade einmal Jungspund Malte und Routinier Rüdiger aufbieten konnte. So ging dann auch dieses ach-so-wichtige Spiel deutlich verloren (Malte musste hart kämpfen, um seine Tränen zurückzuhalten) und folglich steht die dritte Mannschaft der „Regenwürmer“ tatsächlich nach einer – zugegebenermaßen überraschenden und etwas glücklichen – Tabellenführung am dritten Spieltag zum Abschluss der Hinrunde auf einem Abstiegsplatz. Nur gut, dass jetzt Winterpause ist.

♦ War da was mit Hottes Glühwein? ♦

Das liegt zum einen natürlich an Hottes Glühwein. Diesen stellt er mit Hilfe diverser „unbekannter“ Zutaten selbst her und bringt davon immer mehr Liter mit, als der ein oder andere Anwesende zu vorgerückter Stunde noch zählen kann. Wenn die Stimmung dann erstmal am Kochen ist, folgt zum anderen bereits spät in der Nacht der unterhaltsame Teil des Abends: Pantomimisch werden Mitspieler und ihre Verhaltensauffälligkeiten dargestellt, bis jemand im Publikum erraten hat, um wen es sich handelt. Anschließend trinken alle eine Runde Glühwein. Sollte der Dargestellte nicht erraten worden sein, sind es zwei Runden. Nach einer halben Stunde sind alle blau und heilfroh, dass sie sich morgen deshalb nicht mehr an die Darstellung ihrer eigenen Schwächen erinnern werden können. Malte sitzt derweil schon wieder mit einer Träne im Auge in der Ecke.

Etwas störend ist lediglich, dass Rüdiger immer in großen Mengen die Plätzchen seiner Frau Inge mitbringt, welche Jahr für Jahr eine weitere Zutat vergisst – dieses Jahr scheinen die Plätzchen nur noch aus Mehl zu bestehen. Wie dem auch sei, über den weiteren Verlauf des Abends (und die Entsorgung dieser sandigen Plätzchen) wurde von allen Beteiligten Stillschweigen vereinbart, was insofern schade ist, dass nun niemand jemals von Klaus-Dieters Stelldichein mit der betörend niedlichen Susi im Kühlraum des Vereinsheims erfahren wird – das heißt: niemand außerhalb der Vereins-WhatsApp-Gruppe.

♦ Keine Analyse „zwischen den Jahren“ ♦

Eigentlich soll aber in der Winterpause nicht nur Zeit für Feiern, sondern auch für eine schonungslose Analyse der Hinrunde sein, zu der Eberhard gerne seine komplette Mannschaft einladen würde. Doch „zwischen den Jahren“, wie die Zeit von Weihnachten bis Silvester von Erbsenzähler Eberhard gerne genannt wird, ist das natürlich besonders schwierig: Denn ständig sind angeblich irgendwelche Familientreffen wichtiger als die verzweifelten Versuche von Eberhard, die Rückrunde und damit die Saison noch zu retten. Und dieses Mal ist es nicht nur „Big Papa“ Klaus-Dieter, der hier die Familie an erster Stelle sieht: Auch Rüdigers Schatzi Inge zählt darauf, dass er den Enkeln beim Aufbau der Modelleisenbahn behilflich ist. Hotte besucht angeblich Verwandte nahe der holländischen Grenze. Selbst Basti verbringt die Feiertage immer mit seiner Familie. (Also mit den Kollegen des Start-Ups. Im Büro.) Und Malte wurde es von seiner Mama verboten, in den Weihnachtsferien auf diverse Turniere zu fahren oder sich zur Krisensitzung mit seinen Mitspielern zu treffen. Stattdessen soll er endlich mal fürs Abitur lernen, da hat sich die Dame sehr eindeutig ausgedrückt, eine Ehrenrunde wäre absolut inakzeptabel. Eberhards Krisensitzung fällt also aus, er notiert sich das in seinem kleinen schwarzen Büchlein und lächelt dabei diabolisch.

Zu allem Überfluss steht aber noch die Sitzung der Mannschaftsführer an, die darüber befinden muss, wie die Mannschaften in der Rückrunde aufgestellt werden. Gerade Malte und Althippie Hotte haben eine desaströse Hinrunde gespielt, sodass sie punktemäßig nicht nur dezent drohen in die vierte Mannschaft abzurutschen – ihre TTR-Werte winken fröhlich mit dem berühmten Zaunpfahl. Keine leichte Sache für die ganzen wichtigen Entscheidungsträger der Eintracht, da bekanntermaßen öfters mal der ein oder andere seine aktive Tischtenniskarriere sofort beendet, wenn er in eine Mannschaft hinunterrutscht, für die er sich überqualifiziert hält.

♦ Und dann auch noch die Rangliste ♦

Gottseidank hat die „Dritte“ der „Regenwürmer“ jedoch ohnehin den Ruf eines etwas schwierigen Charakters, dezent formuliert – so drohen mehrere Spieler ihre aktive Tischtenniskarriere sofort zu beenden, wenn sie in die dritte Mannschaft hochrutschen müssten. So kommt es, dass nach langen Debatten entschieden wird, Jungspund Malte so kurz vor dem Abitur psychisch nicht zu sehr zu belasten und ihn daher in der dritten Mannschaft zu lassen. Dem Verband wird dazu selbstverständlich das Totschlagargument „Jugend vor!“ präsentiert, auf den die Gichtnacken von der Ligaverwaltung immer wie ein Pawlowscher Hund reagieren und die Rangliste wie gewünscht absegnen.

Allein bei Hotte hatten sich die Mannschaftsführer lange schwer getan, eine gute Erklärung für seinen Verbleib in der „Dritten“ zu finden. Doch als Abteilungsleiter Friedhelm kurzerhand seinen guten alten Freund beim Verband, mit dem er einst zusammen gedient hatte (das muss so kurz nach dem Krieg gewesen sein), angerufen hatte, war auch dieses Problem schnell gelöst. Dafür meldet sich Friedhelm beim nächsten Verbandstag freiwillig zum ungeliebten Amt des Schriftführers – man kennt sich, man hilft sich.

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