Spielverlegung

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Es mag gute Gründe dafür geben beim Gegner um eine Spielverlegung zu bitten: Die Halle ist gesperrt wegen Lawinengefahr, der Abteilungsvorsitzende ist gerade überfahren worden oder eine üble Grippe hat die komplette Mannschaft erwischt. Ist aber auch nicht immer so.

Manchmal haben zumindest wirklich drei oder gar vier der sechs Spieler des Teams wichtige Termine und die hinteren Mannschaften können wegen eigener Spiele auch keinen Ersatz stellen.

Meistens jedoch sieht es eher so aus: Die überlebenswichtige Nummer 1 oder 2 hat aus mehr oder weniger fadenscheinigen Gründen (Junggesellenabschied, Geburtstag des Schwiegervaters, Wochenendbeziehung, kleiner Zeh verstaucht, Freundin hat Schluss gemacht, gestern war Wiesn) keine Zeit und ohne ihn ist ein für den angepeilten Aufstieg oder Klassenerhalt so wichtiger Punktgewinn illusorisch. Also schnell den gegnerischen Mannschaftsführer angerufen, ein bisschen geheuchelt, sich ein bisschen entschuldigt, ein wenig gebettelt und ein kleinwenig sogar gedroht und vor allem das Beste gehofft.

Einigung mit dem konzilianten Typen ♦

Nun gibt es darauf prinzipiell zwei verschiedene Antwortmöglichkeiten. Da wäre einerseits der freundliche und konziliante Typ zu nennen. Er kennt die Situation aus seiner eigenen Mannschaft, erst letzte Woche musste er selber ein Spiel verlegen. Trifft schließlich jeden Mal, nicht wahr. Er kann noch nichts versprechen, versucht aber mal seine Jungs zu erreichen und eigentlich sollte das schon irgendwie klappen. Zur Not auch Mittwochs? Ja warum denn eigentlich nicht!? Ganz klar: Sein Team spielt nur noch um die goldene Ananas, und das im siebten Jahr in Folge.

Ganz anders der harte Hund: Er lehnt Spielverlegungsanfragen aus grundsätzlichen Erwägungen rundheraus ab. Selbst wenn nicht auf der Abteilungs-Homepage explizit angegeben ist, dass Spielverlegungen nie möglich sind so ist ein Anruf bei ihm absolut sinnlos. Er hört sich die Klagen des anderen Captains wortlos an um dann auf fehlende Hallenkapazitäten zu verweisen. Auf  den durchgetakteten Terminplan seiner Mitspieler. Auf die potentiell vorhandene Wettbewerbsverzerrung. Und – falls gar nichts mehr hilft und der Anrufer weinerlich wird – aufs Prinzip. Punkt.

Bloß keine E-Mail an den Paragraphenreiter! ♦

Übrigens: Auf Anfragen per E-Mail antwortet er noch nicht einmal. Dabei sei erwähnt, dass dieser harte Hund mit seinem Team durchaus im Rennen um den direkten Wiederaufstieg sein kann – muss er aber auch nicht. Das Prinzip ist eben auch etwas wert, hier wird nicht verlegt, wofür gibt’s denn eigentlich einen festen Spielplan?

Richtig hinterfotzig wird es aber wenn sich der harte Hund als entgegenkommend tarnt. Klar könnte man da verlegen, er schreibt mal die anderen Spieler an, das kriegen wir schon hin. Drei Tage später kommt dann aber doch die etwas süffisante Antwort: Leider, am geplanten Ersatztermin könne die eigene Nummer 1 nicht spielen, da mache verlegen natürlich wenig Sinn. Nicht wahr, verstehste, höhö. Beim nächsten Mal dann. Der Gegner tritt dann meist zu fünft oder mit drei Jugendspielern an.

Doch wie heißt es so schön? Im Leben gleicht sich alles wieder aus. Denn im Jahr drauf steigt die Mannschaft des harten Hundes dann gleich wieder ab: Ganz knapp war es am Ende, ein Pünktchen hat gefehlt. Und alles nur weil der Hansi mit einer Bronchitis flach lag und der Gegner – diese Paragraphenreiter – partout das Spiel nicht verlegen wollte!

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