Lexikon der Tischtennis-Spielertypen – Folge #10
In unserer Lexikon-Serie beleuchten wir die verschiedenen Spielertypen die uns im Amateur-Tischtennis so über den Weg laufen: Woran erkennt man sie, was zeichnet sie aus und warum sind sie so wie sie sind?
Heute in Folge #10: Der Edelfan
Der Edelfan hat früher selbst mal Tischtennis gespielt. Also sehr viel früher, um genau zu sein. Und wenig bis gar nicht erfolgreich, um ganz genau zu sein. Manch einer zweifelt sogar, dass es sich dabei wirklich um die Sportart Tischtennis handelte. Aber nun gut.
♦ Es gibt immer was zu feiern ♦
Jetzt ist der Edelfan vor Ort in der Halle. Immer. Selbst bei Punktspielen der dritten Jugend-Mannschaft ist er anwesend, um seinen Verein – gerne auch lautstark – zu unterstützen. „Der kann nix!“, „Halt ihn auf der Rückhand!“, „Schiri, bitte, klarer Stoppball!!!“ – der Edelfan hat eben immer einen passenden Ratschlag zu Hand. Und zwischendrin nimmt er einen Schluck von seinem Bier. Gerüchten zu Folge ist dies der einzige Grund, warum er ständig in der Turnhalle anzutreffen ist: Zu Hause sieht es die werte Gattin – vorsichtig formuliert – äußerst ungern, wenn er ein Bier trinkt. Oder drei. Oder auch mal sieben, aber nur, wenn es was zu feiern gibt. Einen Derby-Sieg etwa. Oder ein Unentschieden gegen den amtierenden Meister. Oder einen knapp verpassten Sieg gegen einen der Aufstiegsfavoriten. Oder auch einen deutlich verpassteren Sieg gegen keinen Aufstiegsfavoriten.
♦ Er kennt jedes Detail ♦
Das Gute am Edelfan ist, dass er sich auskennt, dass er ein absoluter Fachmann ist. Einerseits im technischen Bereich, da kann er dir in vier kurzen Sätzen (unterbrochen von zwei, drei Schlucken Bier) anschaulich erklären, warum die jahrelange Nummer 1 des Vereins bereits an seiner Leistungsgrenze angekommen ist, auch wenn dem Edelfan selbst die Ausführung eines normalen Topspins zu seiner aktiven Zeit immer ein Rätsel geblieben war. Andererseits weiß er, was im Kreis los ist, wo eine Mannhschaft demnächst wohl zurückgezogen wird, wer der Favorit für den Kreismeistertitel ist und wer für den Kreisvorsitzenden. Dass der TuS Breitenbach einen neuen Stammspieler bekommen hat und dass dem FC Heuberg demnächst ein herber Verlust droht.
♦ Nur manchmal … ♦
Ja, alle freuen sich, dass der Edelfan immer da ist. Schließlich wäre sonst gar nichts los, sieht man mal von den Eltern ab, die ihre Nachwuchsstars vom Training abholen wollen. Daher wird darüber hinweggesehen, dass der Edelfan ab und zu auch nervt, wenn er sich bei jeder hitzigen Stoppball-Diskussion wichtigtuerisch einmischt. Wenn er sich lauthals über die – anwesende! – unattraktive Freundin des Gegners an Platte drei lustig macht. Wenn er schmutzige Witze erzählt, während es gegen den Abstieg geht. Oder wenn er sich bei Matchball weithin vernehmbar ein neues Bier öffnet. Aber eigentlich ist man schon froh, dass er da ist. Gehört halt dazu. War schon immer da. Wird immer da sein. Passt schon – Prost! Ach ja, und nicht vergessen: Morgen spielt die Dritte, da sind dringend zwei Punkte fällig.
Da spielt er diese Saison: Nirgendwo. Nur Skat oder Schafkopf.
Das sind seine Ziele: Die Zweite muss mit dieser Mannschaft einfach aufsteigen, ganz klar.
Das typische Zitat: „Gestern gab’s einen Ballwechsel, Wahnsinn, das war so…“
Das untypische Zitat: „Morgen komm ich nicht.“
Bereits erschienen:
Folge #9 – Der Abteilungsleiter
Folge #8 – Der ständige Ersatzmann
Folge #7 – Der Materialspezialist