In unserer Lexikon-Serie beleuchten wir die verschiedenen Spielertypen die uns im Amateur-Tischtennis so über den Weg laufen: Woran erkennt man sie, was zeichnet sie aus und warum sind sie so wie sie sind?
Heute in Folge #12: Das Multitalent
Es gibt einfach begabte und weniger begabte Tischtennis-Spieler: Die einen machen Karriere in der ersten Mannschaft und haben auch schon das ein oder andere Turnier gewonnen. Die anderen krebsen in den hinteren Mannschaften herum ohne jemals auch nur irgend etwas zu reißen. Und dann gibt es noch das Multitalent.
Das Multitalent ist, wie der Name schon sagt, universal begabt. Das ist ein Gabe – aber eben auch ein Problem. Denn wie soll man es koordiniert bekommen, wenn man parallel zu Punktspielen für die Tennis-, die Tischtennis- und die Fußballabteilung antritt? Noch dazu, wenn man eher auf der chaotischen Seite des Lebens steht?
♦ Geht da was mit dem Aufstieg der Ü35-Senioren? ♦
Schon in der Jugend konnte das Multitalent leider nie mit zu den ohnehin ungeliebten Samstags-Auswärtsspielen nach Buxtehude mitfahren – denn am Samstag ist eben Fußball, und Fußball hat bekanntlich Vorrang. Immer. Auch mit Ende 39. Wird ja auch ernsthaft betrieben, dieser Sport, mit Training, Saisonvorbereitung und pipapo.
Gut, da ist das Multitalent jetzt auch nie dabei. Denn im Sommer läuft die Tennis-Saison, und da wollen die Ü35-Senioren den schon lange angestrebten Bezirksklassen-Aufstieg mit seiner Hilfe klarmachen. Das will das Multitalent natürlich auch (obwohl ihm diese ganze Ligenstruktur tendenziell unklar und suspekt ist) – allerdings kommt ihm da immer noch der Stadtmarathon dazwischen, für den er sich natürlich intensiv wochenlang vorbereiten muss. Zwischen Mai und August treffen die Zelluloid-Spezialisten das Multitalent folglich allenfalls beim Sommerfest.
♦ Pokern und Angeln ♦
Gut, dass die Tennis-Saison vorbei ist, wenn im Herbst die Tischtennis-Spieler wieder in ihre stickige Hallen zurückkehren. Nur blöd, dass die Fußballer da gleichzeitig ihr alljährliches „Trainingslager“ auf Malle abhalten. Aber das ist ohnehin egal, denn um diese Zeit des Jahres surft das Multitalent immer einen Monat auf den Riesenwellen vor der australischen Küste.
Wie dem auch sei, wenn er da ist, spielt das Multitalent natürlich immer. Das heißt – falls er Zeit hat und nicht schon anderweitig verplant ist: Pokerrunde, Angelschein, Bergführer-Kurs und das Training der Basketball-Mädchen machen sich eben auch nicht von alleine.
Zum Glück haben die Fußballer immer eine lange Winterpause, da kann das Multitalent dann an den grünen Platten so richtig Gas geben und dabei helfen, die Klasse zu halten. Also, nach der Alpenüberquerung auf dem Fahrrad in der ersten Januarwoche, klar – so viel Zeit muss sein.
Da spielt er diese Saison: 2. Kreisliga (Tischtennis). 1. Kreisklasse (Tennis). Und natürlich Bezirksliga (Fußball).
Das sind seine Ziele: Fit werden für den Ultra-Triathlon auf Hawaii!
Das typische Zitat: „Dienstag? Echt blöd, da hab ich jetzt den Fußballern schon zugesagt…“
Das untypische Zitat: „Heute hab ich leider keine Lust auf Sport.“
Bereits erschienen:
Folge #9 – Der Abteilungsleiter
Folge #8 – Der ständige Ersatzmann
Folge #7 – Der Materialspezialist