In unserer Lexikon-Serie beleuchten wir die verschiedenen Spielertypen die uns im Amateur-Tischtennis so über den Weg laufen: Woran erkennt man sie, was zeichnet sie aus und warum sind sie so wie sie sind?
Heute in Folge #14: Das Naturtalent
Das Naturtalent erscheint eines Tages einfach so in der Halle. Zunächst will ihn der greise Trainer nach Hause schicken, denn er ist sage und schreibe acht Jahre alt und kann daher kaum über den Tischkante gucken.
Trotzdem besiegt er sofort – den allerdings bekanntermaßen völlig talentfreien – Finn. Im dritten Training kann er bereits regelmäßig die ersten Spieler der zweiten Jugendmannschaft schlagen. Und spätestens nach einem halben Jahr ist er klar der beste Spieler im Verein unter 18 Jahren.
♦ Aufnahme in de Leistungskader ♦
Kurze Zeit später gewinnt er überlegen sein erstes Bambini-Turnier und wird vom plötzlich sehr hektischen Verbandsabgeordneten sofort in den Förderkader des Bezirks aufgenommen. Mit elf Jahren tritt er dank einer Ausnahmegenehmigung das erste Mal in der Herrenmannschaft seines Vereins an und kann einmal mehr sofort die ersten Gegner niederringen.
Als er Wochen später völlig überraschend die Herren Kreismeismeisterschaft der D-Klasse gewinnt, ist sein Talent kaum mehr zu verstecken: Die großen Vereine der Region interessieren sich plötzlich für ihn! Schade nur, dass er nun auch noch mit Fußballspielen angefangen hat und dort mindestens genauso talentiert ist. Außerdem geht er seit einer Woche mit der süßen Anna aus der 7c.
♦ Natürlich keine Zeit mehr ♦
Daher hat er leider keine Zeit mehr fürs Tischtennis Training, was ihn aber auch nicht weiter stört. Interessanterweise stagniert das Naturtalent spielerisch trotzdem nicht, sondern bleibt weiterhin unangefochten die Nummer eins in seiner Jugend-Landesliga. und spielt auch bei den Herren einen Wahnsinnsbilanz.
Zwei Tage später beschließt er mit nur 13 Jahren, dass Tischtennis langweilig ist – und hört von heute auf morgen einfach auf.
Da spielt er diese Saison: Erste Jugend und zweite Herren.
Das sind seine Ziele: Spaß haben.
Das typische Zitat: „Topspin? Nie gehört. Hab ich schon immer so gespielt.“
Das untypische Zitat: „Gegen den gewinn ich bestimm nicht.“
Bereits erschienen:
Folge #9 – Der Abteilungsleiter
Folge #8 – Der ständige Ersatzmann
Folge #7 – Der Materialspezialist
Folge #4 – Der manisch Offensive