In unserer Lexikon-Serie beleuchten wir die verschiedenen Spielertypen die uns im Amateur-Tischtennis so über den Weg laufen: Woran erkennt man sie, was zeichnet sie aus und warum sind sie so wie sie sind?
Heute in Folge #17: Der Psychotrickser
Der Psychotrickser mag nicht der trainingseifrigste oder engagierteste Tischtennisspieler sein, ehrgeizig ist er jedoch schon. Sehr sogar. Doch wo andere über das spielerische Element zu kommen versuchen, setzt der Psychotrickser eben lieber auf Psychologie.
Er würde nun nicht soweit gehen, aktiv noch Bälle auf der Kante zu sehen, die dort niemals waren wie der Bescheißer. Doch gegen den ein oder anderen psychologischen Trick gibt es aus seiner Sicht nun wirklich nichts einzuwenden.
♦ Er hat viiiiiel Zeit ♦
So kommt es, dass sich der Psychotrickser umso mehr Zeit lässt zur Konzentration vor seinem Aufschlag, je genervter sein Gegner davon zu sein scheint. Dann werden zum dritten Mal ausführlich die Schuhbänder überprüft, der Schläger abgewischt, die Platte von imaginärem Staub gereinigt und 35mal der Ball geprellt, bevor er sich auch nur an den Tisch stellt.
Auch bei Aufschlag des Gegners gilt es, den anderen immer wieder aus seiner einstudierten Routine zu reißen. Sei es mit minutenlangem Schweiß aus der Stirn Gewische, ausdauernden Streck- und Dehnübungen oder einem kaum bis gar nicht unterdrückten riesigen Gähnen.
♦ Die Bande als Hilfsmittel ♦
Weitere beliebte Psychologie-Methoden kommen dann in kniffligen Situationen wie bei Satzball oder hohem Rückstand zum Einsatz: Das reicht von völlig nutzlosen Diskussionen mit dem Schiedsrichter über völlig übertriebene Beschwerden über die Lautstärke der Zuschauer bis zu lautstarken und gerne sehr aggressiven Beschimpfungstiraden sich selbst gegenüber inklusive optionalem Umtreten der ein oder anderen Bande.
Hat der Psychotrickser auf diese Art und Weise einmal mehr einen spielerische klar überlegenen Gegner erst zur Weißglut gebracht und dann auch noch knapp bezwungen, schlurft er mit treuherzigem Blick zurück zur Bank und murmelt, dass er selbst nicht wisse, wie er diesen Sieg heute wieder eingetütet habe – denn auch nach dem Match ist eben alles Psychologie.
Da spielt er diese Saison: In der ehrgeizigsten Mannschaft.
Das sind seine Ziele: Die neuen Erkenntnisse aus dem Buch „Der Psychologe in dir“ anwenden.
Das typische Zitat: „Moment, ich hab da noch was im Auge.“
Das untypische Zitat: „Klar, leg einfach los. „
Bereits erschienen:
Folge #16 – Der Trainingsweltmeister
Folge #9 – Der Abteilungsleiter
Folge #8 – Der ständige Ersatzmann
Folge #7 – Der Materialspezialist