In unserer Lexikon-Serie beleuchten wir die verschiedenen Spielertypen die uns im Amateur-Tischtennis so über den Weg laufen: Woran erkennt man sie, was zeichnet sie aus und warum sind sie so wie sie sind?
Heute in Folge #23: Das Nervenbündel
Verlässlich ist beim Nervenbündel nur eins: die Unzuverlässigkeit. Wobei: Eigentlich ist er in seiner Unzuverlässigkeit ja auch wieder zuverlässig.
Auf jeden Fall macht sich das Nervenbündel schon bevor seinen Matches fertig. Selbst. Da braucht er gar keinen Input von außerhalb. Und wessen Glas mental immer halb leer ist, wird eben an der Platte auch nicht aus dem vollen schöpfen können.
So kommt es, dass das Nervenbündel bereits bei der kleinsten spielerischen Delle gegen einen eigentlich klar unterlegenen Gegner ins Grübeln kommt. Und schon klappen die einfachsten Schläge nicht mehr, versagt jedes strategische Denken. Und zu allem ohenhin fehlenden Glück kommt dann oftmals auch noch das Pech hinzu.
Wer nun meint, dass sich das Nervenbündel gegen nominell klar stärkere Gegner leichter tun würde, hat die Lage nicht zu Ende gedacht. Zwar kann das Nervenbündel zunächst befreit und ohne selbst auferlegten Druck aufspielen. Doch kaum gibt es eine kleine Führung oder gar die konkrete und realistische Chance auf einen Satz- oder sogar Matchgewinn, schon kommt ihm wieder das große Zittern. Und das ist manchmal nicht nur im übertragenen Sinne gemeint.
So kommt es, dass sich das Nervenbündel seit Jahren nahezu immer unter Wert verkauft. Selbst das Aufsuchen eines Online-Sportpsychologen brachte außer einer immens hohen Rechnung bisher noch keine zählbaren Fortschritte. Selbstbewusstsein lässt sich leider nicht kaufen, weiß der Tischtennis-Volksmund. Lediglich teure neue Schläger, die aber immer noch von einem Spieler in der Hand geführt werden müssen. Und dies oftmals eben mit einem leichten Zittern – die Nerven!
Da spielt er diese Saison: Kreisliga D.
Das sind seine Ziele: Stabile Leistungen auf überschaubarem Niveau.
Das typische Zitat: „Den muss ich doch eigentlich ganz einfach schlagen können, also normalerweise.“
Das untypische Zitat: „Mir alles wurscht.“
Bereits erschienen:
Folge #18 – Der knallharte Optimierer
Folge #17 – Der Psychotrickser
Folge #16 – Der Trainingsweltmeister
Folge #9 – Der Abteilungsleiter
Folge #8 – Der ständige Ersatzmann
Folge #7 – Der Materialspezialist