In unserer Lexikon-Serie beleuchten wir die verschiedenen Spielertypen die uns im Amateur-Tischtennis so über den Weg laufen: Woran erkennt man sie, was zeichnet sie aus und warum sind sie so wie sie sind?
Heute in Folge #30: Der Teilzeitspieler
Wenigstens hat der Teilzeitspieler es vorher angekündigt. Hat vor Saisonbeginn seinem Mannschaftsführer klar gemacht, dass er nur 50% der Spiele machen will – allerhöchstens! Aus persönlichen Gründen, auf die er nicht näher eingehen wollte. Aber zumindest hat er noch erwähnt, dass ihm ein Punktspiel pro Woche derzeit etwas zu viel ist, diese ganzen Termine, diese ganzen Verpflichtungen, mal sehen was das langfristig überhaupt alles wird, man wird ja nicht jünger. Und: Tischtennis sei ja auch nicht alles im Leben.
Was der Mannschaftsführer nun mit dieser Information macht, ist nicht das Problem des Teilzeitspielers. Das hat er schon immer so gehalten, auch wenn er früher mal keine Zeit für ein Punktspiel aufbringen konnte oder wollte.
Ein engagierter Teilzeitspieler gibt seinem Mannschaftsführer zu Beginn jeder Halbserie wenigstens fix die Termine durch an denen er spielen könnte. Bei diesen Spielen möchte er dann auch unbedingt eingesetzt werden, das ist klar. Ob es sich dabei um wichtige Spiele handelt falls es gegen Ab- oder um den Aufstieg geht, das hat der Teilzeitspieler nicht auf dem Schirm. Das ist ihm ehrlich gesagt egal, denn er denkt hauptsächlich an sich selbst.
Wichtig ist ihm nur, dass er seinen maladen Körper nicht mehr belastet als unbedingt nötig und dass er seine Freizeit nicht weiter einschränkt als es sich mit seiner Work-Life-Balance verbinden lässt, Und eben, dass er jeden zweiten Freitag statt zum Punktspiel mit seiner Gattin ins Wellnesshotel fahren kann.
Planungsmäßig ist so ein Teilzeitspieler im Team natürlich ein Super-GAU. Zieht man einen fünften Spieler nach, hat man oftmals einen Spieler zu viel falls der Teilzeitspieler es doch gerade mal einrichten kann. Dann spielt einer nur Doppel, ein anderer nur Einzel, beide haben eine schlechte Laune und der Freizeitspieler meckert, wenn die Stimmung so mies sei, dann habe er bald gar keine Lust mehr mitzuspielen. Zieht man hingegen keinen zusätzlichen Spieler nach, so müssen ständig aus den unteren Mannschaften Ersatzspieler gefunden werden, die mit der Zeit immer weniger Verständnis für den Teilzeitspieler und insbesondere für die gesamte Situation aufbringen können.
Besonders beliebt ist der Teilzeitspieler daher nicht in seinem Verein, doch das merkt er kaum, da er zumeist abwesend ist. Für Trainingsfleiß ist er auch nicht gerade bekannt und dementsprechend ist auch sein aktuelles Spielniveau: Punktemäßig geht kaum etwas voran beim Teilzeitspieler, was wiederum ein Grund sein könnte, weswegen er nur ein Teilzeitspieler sein möchte. So kann er wenigstens nicht so viele Punkte verlieren um – Gott bewahre – vielleicht sogar in die dritte Mannschaft zurück zu rutschen. Oder in die vierte.
Da spielt er diese Saison: In der Zweiten. Also, alle zwei Wochen zumindest.
Das sind seine Ziele: Nicht mehr als 50% Einsätze machen.
Das typische Zitat: „Du weißt ja eh Bescheid, nächste Woche nicht, aber in 14 Tagen bin ich natürlich wieder dabei.“
Das untypische Zitat: „Wenn ihr mich überhaupt braucht.“
Bereits erschienen:
Folge #29 – Der Vereinswechsler
Folge #28 – Der Punktspielversager
Folge #26 – Der blutige Anfänger
Folge #18 – Der knallharte Optimierer
Folge #17 – Der Psychotrickser
Folge #16 – Der Trainingsweltmeister
Folge #9 – Der Abteilungsleiter
Folge #8 – Der ständige Ersatzmann
Folge #7 – Der Materialspezialist